Texte

von Christian Schuster

Konrad Rennert


* 23. Dezember 1958

Crossing the bar - Fraktur XIII (1997)


Uraufführung:    Schwaz, St. Martin, 24. September 1997
Altenberg Trio Wien
Claus-Christian Schuster, Klavier
Amiram Ganz, Violine
Martin Hornstein, Violoncello
Erstausgabe:    Manuskript

Im Programmheft der "klangspuren ´97", bei denen "Crossing the bar" uraufgeführt wurde, findet sich folgender nicht namentlich signierter Einführungstext:

Konrad Rennert studierte Komposition bei Erich Urbanner sowie Violine, Harfe und Schlaginstrumente an den Musikhochschulen Wien und Salzburg. Bereits einige Jahre vor seinem Abschluß 1985 trat er mit Lesungen und Improvisationen an die Öffentlichkeit und widmete sich der Theaterarbeit, die bis heute ein bestimmendes Element seines künstlerischen Ansatzes geblieben ist. Denn die intensive Beschäftigung mit Literatur, Schauspiel und Puppentheater eröffnete ihm eine über rein musikalische Determinanten hinausgehende Kompositionsweise, die neben ihrer klanglichen Sinnlichkeit behutsam auch szenische Elemente einbindet und erstarrte Konzertabläufe kritisch beleuchtet. Das dramaturgische Konzept stellt somit eine zweite, gleichberechtigte Kraft in der Grundstruktur seiner Werke dar, eine Linie, die er vor allem in einigen seiner jüngsten Arbeiten, den "Frakturen" kontinuielich entwickelt hat. Di Kompositionen "hinterfragen musikalische Selbstverständlichkeiten, brüskieren durch Bloßlegung von Widersprüchen Hörgewohnheiten. Gerade durch das Entwirren scheinbar unumstößlicher musikalischer wie sozialer Beziehungen werden Zusammenhänge verdeutlicht bzw. neu gebildet." "In diesen werken [...] wird immer stärker die Interaktion zwischen den Ausführenden Hauptthema. Herdentrieb, Machtkampf, Flucht, Überraschung, Selbstvertrauen und Angst, Komik und Aushöhlung als musikalische Parameter schaffen Situationen, in welchen spielerisches Geplänkel unvermutet in bitteren Ernst umschlagen kann."

Wie zeitgemäß dieses Ausbrechen aus fest abgegrenzten Formen ist, zeigt sich unter anderem daran, daß sich diese Werke für verschiedenste Besetzungen regen Interesses bei Interpreten und Publikum erfreuen:Eien "Fußnote" zur "Fraktur VI" spielten Hanne Muthspiel-Payer und Christian Muthspiel 1996 bei den Klangspuren, andere wurden beim Musikprotokoll des Steirischen Herbstes 1997, vom Ensemble InterContemporain im Wiener Konzerthaus, vom Ensemble Wien 2001 und der Württembergischen Philharmonie unter Roberto Paternostro aufgeführt.

Der "Fraktur XIII" liegt ein Gedicht von Alfred Lord Tennyson (1809-1892) zugrunde:

Sunset and evening star,
And one clear call for me!
And may there be no moaning of the bar,
When I put out to sea,

But such a tide as moving seems asleep,
Too full for sound and foam,
When that which drew from out the boundless deep
Turns again home.

Twilight and evening bell,
And after that the dark!
And may there be no sadness of farewell,
When I embark;

For tho' from out our bourne of Time and Place
The flood may bear me far,
I hope to see my Pilot face to face
When I have crossed the bar.

© by Claus-Christian Schuster